Freestyle Libre 3 Sensor

Typ-1-Diabetes und Langzeitreisen: Möglich, aber nicht einfach

Als Typ-1-Diabetiker auf Langzeitreise zu gehen, ist eine besondere Herausforderung. Während die Abenteuerlust ruft, muss man sich ständig bewusst sein, dass Diabetes immer dabei ist. Was für andere Reisende einfache Entscheidungen sind, wird für uns zu komplexen Überlegungen.

Tägliche Konfrontationen

Diabetes Typ 1 und Langzeitreisen

Als Typ-1-Diabetiker steht man auf Langzeitreisen täglich vor zahlreichen Entscheidungen, die auf den ersten Blick trivial erscheinen mögen, aber in Wirklichkeit sorgfältige Überlegungen erfordern. Selbst scheinbar einfache Dinge wie das Essen können zu einer Herausforderung werden, weil sie unmittelbare Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel haben.

Beispiele für Herausforderungen

HerausforderungUnsere Strategie
Versteckte Kohlenhydrate: In vielen Gerichten, besonders in fremden Ländern, verbergen sich Kohlenhydrate, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind. Ein vermeintlich einfacher Salat kann durch ein süßes Dressing mehr Kohlenhydrate enthalten, als man vermutet. Auch lokale Spezialitäten wie Currys, Saucen oder marinierte Fleischgerichte können Zucker oder Mehl enthalten, die den Blutzucker unerwartet in die Höhe treiben. Vor allem in den Philippinen unterschätzten wir zu Beginn den starken Gebrauch von Zucker, der vor allem in Fertigessen wie einer einfachen Tomatensoße enorm ist.Vor dem Essen fragen wir uns: „Was könnte hier noch drin sein, was ich nicht sehe?“ Oft hilft es, die Zutatenliste nachzufragen oder online nach typischen Inhaltsstoffen des Gerichts zu recherchieren. Bei Unsicherheiten dosieren wir das Insulin konservativ und kontrollieren den Blutzucker häufiger nach dem Essen, um bei Bedarf nachkorrigieren zu können. In Supermärkten schauen wir immer auf die Inhaltsstoffe, um böse Überraschungen in Nachhinein zu vermeiden.
Portionsgrößen einschätzen: In vielen Ländern sind die Portionsgrößen unterschiedlich zu dem, was wir gewohnt sind. Was auf den ersten Blick klein erscheint, kann in Wirklichkeit eine große Menge Kohlenhydrate enthalten. Besonders bei landestypischen Buffets oder Streetfood ist es schwer, den Kohlenhydratgehalt richtig einzuschätzen. In Vietnam gibt es viel frittiertes Essen, wobei der Blutzuckerspiegel anfänglich noch gut aussieht, aber im Nachhinein durch das Fett erst ansteigt.Wir versuchen, die Portionsgrößen mit bekannten Lebensmitteln zu vergleichen und kalkulieren dann den Insulinbedarf. Bei neuen Gerichten achten wir binnen der nächsten Stunde auf den Blutzuckerspiegel und korrigieren durch erneutes Spritzen, falls die Werte zu hoch sind. Durch Aufschreiben, wie viel wir für ein Gericht gespritzt haben, macht es das erneute Spritzen desselben Essens in Zukunft einfacher.
Unbekannte Lebensmittel: Auf Reisen begegnen wir ständig neuen und unbekannten Lebensmitteln. In Asien zum Beispiel gibt es viele Früchte, die wir vorher noch nie probiert haben, wie Durian oder Rambutan. Die Unsicherheit darüber, wie sich diese auf den Blutzucker auswirken, stellt eine Herausforderung dar.Bei neuen Lebensmitteln testen wir uns langsam heran. Wir probieren kleine Mengen und messen den Blutzucker danach, um zu sehen, wie unser Körper darauf reagiert. Es ist ein stetiges Lernen und Anpassen. Ähnlich wie bei dem Einschätzen von Portionsgrößen achten wir auch hier vor allem in der nächsten Stunde nach dem Essen auf den Blutzuckerwert, um richtig reagieren zu können. Denn es ist auch schon des Öfteren der Fall gewesen, dass wir zu viel gespritzt hatten und ich dann noch etwas Essen oder Trinken musste. Daher bei neuen Gerichten lieber noch etwas Platz im Bauch lassen, falls man sich beim Spritzen verschätzt hat.
Vertrauen auf den Sensor: Die Zuverlässigkeit unseres Glukosesensors ist von entscheidender Bedeutung, doch nicht immer stimmen die Sensorwerte mit dem tatsächlichen Blutzucker überein. Ein zu hoher oder zu niedriger Wert kann zu Fehlentscheidungen führen, die den gesamten Tag beeinflussen.Wenn wir das Gefühl haben, dass der Sensor nicht korrekt anzeigt, vergleichen wir die Werte mit einer traditionellen Messung. Besonders bei ungewöhnlichen Messwerten oder Symptomen wie Unkonzentriertheit oder langanhaltender Müdigkeit greifen wir auf unser Blutzuckermessgerät zurück.

Tägliche Konfrontationen meistern

Die tägliche Konfrontation mit Diabetes auf Reisen erfordert ständige Aufmerksamkeit und Flexibilität. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, wie verschiedene Lebensmittel und Situationen den Blutzucker beeinflussen. Aber es bleibt eine ständige Herausforderung, die viel Erfahrung und Achtsamkeit erfordert. Wer sich dieser Herausforderung bewusst ist und sich entsprechend vorbereitet, kann auch mit Typ-1-Diabetes die Welt sicher erkunden.

Insulin lagern

Disoncare

Eine der größten Herausforderungen auf Langzeitreisen ist die sichere Lagerung von Insulin. Besonders in fremden Ländern mit unterschiedlichen Standards können Probleme auftreten.

Unsere Bedenken:

  • Fremde Kühlschränke: Kann ich mein Insulin in den Kühlschrank einer Unterkunft legen? Was, wenn der Kühlschrank geteilt wird oder sogar Schimmel hat?
  • Zu lange Transportwege: Zugverspätung, kein Schatten im Wartebereich oder kein Finden eines Taxis, welches uns nach einem längeren Flug zu unserer Unterkunft bringt, können alles unerwartete Gründe sein, die den vorher kalkulierten Transportweg verlängern, können. Daher habe, wenn möglich, vorab genug Eis dabei oder suche Hilfe in der Umgebung wie Läden am Flughafen oder kleinen Ständen auf der Straße.
  • Stromausfall: Was passiert, wenn der Strom ausfällt? Gerade in abgelegenen Regionen kommt dies häufiger vor und es lohnt sich auch darauf vorbereitet zu sein.

Unsere Tipps:

  • Ersatzpläne haben: Immer einen Plan B bereithalten, zum Beispiel eine Kühltasche mit Kühlakkus, falls der Kühlschrank ausfällt.
  • Kühlschränke prüfen: Wenn möglich, vorab die Hygiene und Zuverlässigkeit der Kühlschränke überprüfen oder nach Alternativen suchen.

Da dieses Thema sehr komplex ist, haben wir einen kompletten Beitrag mit unseren Tipps über den sicheren Transport von Insulin geschrieben.

Das Management von Schwankungen

Blutzuckermessgerät

Auf Reisen kann es vorkommen, dass die Blutzuckerwerte stärker schwanken als zu Hause. Veränderungen in Ernährung, Klima, Bewegung und Stresspegel können den Blutzuckerspiegel unvorhersehbar beeinflussen. Was tun, wenn die Werte außer Kontrolle geraten?

Was tun bei starken Schwankungen?

  • Unsere Meinung: Wenn die Blutzuckerwerte zu stark schwanken, ist es wichtig, eine Pause einzulegen. Dabei sollte es sich nicht nur um ein paar Tage, sondern eher um zwei Wochen handeln, um dem Körper eine echte Auszeit zu geben. In dieser Zeit versuchen wir, die Insulinmenge anzupassen, sodass sich die Werte wieder stabilisieren. Es bringt nichts, einfach weiterzureisen und darauf zu hoffen, dass sich die Werte von selbst einpendeln. Ignorieren verschlimmert die Situation und kann langfristig ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.

Krankheit auf Reisen

Langzeitreisen bedeuten auch, dass man sich irgendwann mit Krankheiten auseinandersetzen muss, die von Wehwehchen bis hin zu tagelanger Bettlägerigkeit reichen können. Gerade bei Typ-1-Diabetes ist es wichtig, solche Phasen ernst zu nehmen.

Unsere Tipps:

  • Flexible Reisepläne: Wir halten unsere Reisepläne bewusst offen und flexibel, um im Falle von gesundheitlichen Problemen schnell reagieren zu können. Nach extremen Aktivitäten, wie kilometerweiten Wanderungen, legen wir oft Ruhepausen ein, um dem Körper Zeit zur Erholung zu geben.
  • Unterkünfte buchen: Wir buchen unsere Unterkünfte über Booking.com und achten darauf, dass sie kurzfristig storniert oder geändert werden können. So haben wir die Möglichkeit, unseren Aufenthaltsort anzupassen, falls eine längere Ruhephase nötig wird.

Auf den Körper hören

Die tägliche Konfrontation mit Diabetes auf Reisen erfordert ständige Aufmerksamkeit und Flexibilität. Schwankende Blutzuckerwerte und Krankheiten sind unvermeidliche Begleiter auf Langzeitreisen, aber sie müssen nicht das Ende des Abenteuers bedeuten. Mit der richtigen Vorbereitung, einem offenen Reiseplan und dem Bewusstsein, wann Pausen nötig sind, kann auch mit Typ-1-Diabetes die Welt sicher erkundet werden.

Fazit

Langzeitreisen mit Typ-1-Diabetes sind möglich, aber nur, wenn man gut vorbereitet ist. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Körper vor der Reise optimal auf die Medikamente eingestellt ist und man ausreichend Erfahrung gesammelt hat, um in verschiedenen Situationen angemessen zu reagieren. Es darf nicht überstürzt werden, und die Krankheit sollte niemals ignoriert werden. Auch wenn die Folgen von hohen Blutzuckerwerten nicht sofort sichtbar sind, können sie langfristig erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen.

Und wenn während dem Reisen alle Stricke reißen und es anders kommt als erwartet, führt der Weg wieder nach Hause zurück. Dies ist auf keinen Fall ein Scheitern, sondern eine Bereicherung und mutig sich selbst einzugestehen, dass eigene Grenzen erreicht wurden uns man allein nicht mehr weiterkommt.

Eine sorgfältige Planung und das Bewusstsein für die eigenen Grenzen sind der Schlüssel zu einer sicheren und erfüllten Reise. Denn auch wenn Diabetes unser alltäglicher Begleiter ist, soll der Spaß bei uns im Vordergrund stehen, was nur möglich ist, wenn wir gemeinsam auf unsere Gesundheit achten.

Noch mehr zu diesem Thema findest du auf unserer Seite unter Reisen mit Diabetes Typ 1 und Herausforderungen in anderen Ländern.

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