Flugzeug

Insulin problemlos im Flugzeug transportieren

Reisetipps für Flugreisen mit Diabetes Typ 1

Als Reisende mit Typ-1-Diabetes stehen wir bei Flugreisen vor speziellen Herausforderungen – vor allem, wenn es um den sicheren und problemlosen Transport von Insulin geht. Insulin ist temperaturempfindlich und muss stets verfügbar sein, daher ist es unerlässlich, dass alles reibungslos verläuft. In diesem Beitrag teilen wir unsere Erfahrungen und geben Tipps, wie ihr Insulin sicher im Handgepäck transportieren könnt, wie ihr stressfrei durch die Sicherheitskontrollen kommt, und was bei langen Flügen oder Zeitumstellungen zu beachten ist. Mit Diabetes Typ 1 dürft ihr für Flugreisen ein medizinisches Sondergepäck mitnehemen. Dieses muss vorab meist nicht angekündigt werden. In dem Text schreiben wir über unsere erfahrungen in den letzten 7 Monaten reisen. Dabei sind wir insgesamt 14 Mal mit verschiedenen Airlines geflogen. Darunter AirAsia, ThaiAirAsia, Qatar, Indigo, Vietjet und Cebupacific.

1. Vorbereitung vor dem Flug

Eine gute Reise beginnt mit der richtigen Vorbereitung. Hier sind einige Dinge, die ihr vor eurer Flugreise beachten solltet für euer zusätzliches medizinisches Sondergepäck:

Kühltasche
  • Medizinische Bescheinigung: Lasst euch von eurem Arzt eine Bescheinigung ausstellen, die bestätigt, dass ihr Diabetes habt und Insulin sowie das dazugehörige Equipment (Spritzen, Pens, Sensoren) benötigt. Diese Bescheinigung sollte auf Englisch sein, um Missverständnisse bei den Sicherheitskontrollen zu vermeiden. Außerdem lasst euch eine Liste mit alternativen Insulinen zu eurem eigentlichen geben, da es vor allem in Südostasien nicht alle Marken gibt.
  • Vorrat an Insulin und Materialien: Packt immer ausreichend Insulin ein – am besten mehr als ihr für den Flug und den Aufenthalt benötigt, falls es zu Verzögerungen kommt. Achtet auch darauf, genügend Nadeln, Sensoren, Teststreifen und Batterien für eure Geräte mitzunehmen. Wir haben Material für 9 Monate mitgenommen. Dafür haben wir vorab alles mit meinem Arzt besprochen. Was wir mitgenommen haben, seht ihr in unserer Packliste.
  • Kühlzubehör testen: Holt euch alles, was ihr für eure Reise braucht im Voraus und testet es, denn wenn ihr nicht wisst, wie etwas funktioniert oder euch erst hineinlesen müsst, wenn es so weit ist, geht wichtige Zeit verloren. Auf dem Weg zum Flughafen gerade in Deutschland ist es ratsam etwas mehr Kühlakkus in Form von gefrorenen 1 L Wasserflaschen dabei zu haben. Diese halten das Insulin während der Fahrt zusätzlich kühl. Die Kühltasche kann auch noch in eine portable Kühlbox gestellt werden. Unsere Kühlakkus sind Sonderformate und zulässig für Flugreisen, da sie nur 100ml betragen. Dafür sind sie leider sehr klein, aber trotzdem hilfreich, falls wir die gefrorenen Wasserflaschen nicht mitnehmen dürfen.
  • Utensilien Beschriften: Da nur du weißt, was in der Thermoskanne drinne ist und das die Thermoskanne nicht von unwissenden aus dem Kühlschrank genommen wird lohnt es sich, diese zu markieren. Am besten auf Englisch draufschreiben, das es sich um wichtige Medizin handelt welche zeischen 2 bis 7 Grad gelagert werden muss. Dafür am besten einen einlaminierten Zettel nehmen, da er sonst nach langer Zeit anfängt zu schimmeln. Auch die Sensoren nicht lose in den Kühlschrank legen, sondern am besten mit einer Schnurr oder Gummiband um die Thermosflasche hängen.

Gefrorene Wasserflaschen und die Sicherheitskontrolle

In ganz Südostasien war keine Sicherheitskontrolle wie in Deutschland. Mehr als die Kühltasche geöffnet und auch ab und zu mal die Thermoskanne wurde nie. Ich wurde nur circa 2 Mal nach der ärztlichen Bescheinigung gefragt und durfte immer die gefrorenen Wasserflaschen mitnehmen. Dabei hatten wir manchmal 2 Liter dabei. Wenn wir am Flughafen ankommen sind die Flaschen noch vollständig gefroren, aber auch etwas wässerig hatten wir nie Probleme. Wir haben nur kurz erklärt, dass Insulin gekühlt werden muss und wenn sie die Flaschen nicht akzeptieren gefragt, ob es nach der Sicherheitskontrolle eine Möglichkeit gibt gefrorenes Wasser zu kaufen. Da es diese natürlich nicht gibt, hat immer jeder gesagt, dass wir sie behalten dürfen.

Jedoch sollte das nie als selbstverständlich genommen werden, aber man sollte auch keine Panik bekommen, wenn die Flaschen abgenommen werden. Dafür gibt es ja die zusätzlichen Kühlakkus und die Thermoskannen.

Tipp: Die gefrorenen Flaschen mit gutem Trinkwasser auffüllen, denn so kannst du das Wasser noch nachdem es aufgetaut ist und du in der Unterkunft angekommen bist trinken, da in Südostasien das Leitungswasser nicht wirklich trinkbar ist.

2. Insulin im Handgepäck transportieren

Insulin muss immer im Handgepäck transportiert werden. Warum? Weil der Frachtraum von Flugzeugen extremen Temperaturen ausgesetzt ist, die euer Insulin zerstören könnten.

Insulin im Gepäck
  • Kühlung: Während der Flugreisen sollte das Insulin idealerweise in einer Kühltasche transportiert werden, um es vor Hitze zu schützen. Achtet jedoch darauf, dass es nicht einfriert. Spezielle Kühltaschen, die auf Reisen gut geeignet sind, halten Insulin über mehrere Stunden hinweg in einem sicheren Temperaturbereich. Darüber haben wir eine komplette Seite verfasst, mit allen Informationen und Zubehör zum Thema Transport von Insulin. Wenn das Flugzeug Verspätung hat, lohnt es sich, das Insulin in Flughafenapotheken gegen Vorlage des Boardingpasses kühl zu stellen. Im Flugzeug konnten wir bei Langstreckenflügen sogar unsere Thermoskannen in den Flugzeugkühlschrank stellen. Auch bei Zwischenstopps am besten in Apotheken oder Restaurants fragen. Letztere geben euch entweder Eiswürfel (habt dafür am besten einen Zipperbeutel dabei) oder stellen es kalt.
  • Trennung der Medikamente: Teilt euer Insulin auf mehrere Taschen auf, um sicherzustellen, dass ihr im Falle von verlorenem Gepäck immer noch eine ausreichende Menge bei euch habt. Für Langzeitreisen stellt sich dies als sehr schwierig heraus, da wir nur eine Kühltasche haben und auch nur ein medizinisches Zusatzgepäck bei Flugreisen inkludiert ist. Allerdings haben wir die Nadeln, Teststreifen, Batterien und Messgeräte auf beide Aufgabegepäcks verteilt. Um jedoch ganz sicher zu sein, nehmt genug Aufsätze und Co für die ersten 14 Tage mit ins Handgepäck für den Verlust beider Aufgabegepäckstücke.

3. Durch die Sicherheitskontrolle

Der Moment, in dem ihr durch die Sicherheitskontrolle geht, kann stressig sein, wenn ihr medizinisches Equipment bei euch habt. Doch mit den richtigen Schritten kann auch das problemlos verlaufen:

Insulin
  • Vorzeigen der Materialien: Gebt dem Sicherheitspersonal im besten Fall schon vor dem Scan an, dass ihr medizinisches Equipment bei euch habt. Insulinpens und Spritzen dürfen ohne Probleme mit ins Flugzeug genommen werden, solange ihr sie deklariert und eine ärztliche Bescheinigung vorlegt. Habt auch diese bereit, damit ihr nicht in der sowieso schon stressigen Situation noch nach der Bescheinigung suchen müsst. Wir haben eine Definition von Diabetes Typ 1 und dem Zubehör vorab auf mehrere Sprachen übersetzt und einen ausgedruckten Zettel dabei gehabt. Dies ging natürlich nur für die Länder und Sprachen, wo für uns sicher war, dass wir dorthin reisen würden.
  • Insulinpumpe oder Sensoren: Wenn ihr eine Insulinpumpe oder ein CGM-System (Continuous Glucose Monitoring) tragt, informiert die Sicherheitsbeamten darüber. Oftmals interessiert das Personal das Tragen eines Sensors nicht und ihr könnt problemlos durch die Scanner gehen.

4. Tipps für lange Flüge

Lange Flüge stellen besondere Anforderungen an Diabetiker, da der Körper in dieser Zeit weniger aktiv ist und die Mahlzeiten unregelmäßig kommen können. Hier einige Tipps, um eure Blutzuckerwerte während des Fluges stabil zu halten:

Blutzuckerwerte
  • Regelmäßiges Blutzuckermessen: Lange Flüge können den Blutzuckerspiegel beeinflussen, also messt häufiger als sonst. Achtet besonders auf den Blutzuckeranstieg während des Essens oder wenn ihr euch länger nicht bewegt. Am allerbesten ist es an den Flugtagen einen Sensor zu tragen, da dies die Kontrolle des Blutzuckers deutlich vereinfacht.
  • Snack einpacken: Nehmt immer einen kohlenhydratreichen Snack und Traubenzucker mit, um bei einer Unterzuckerung schnell handeln zu können. Verlasst euch nicht nur auf das Essen im Flugzeug. Da wir auch mit wenig Budget reisen, wollen wir durch vorher gekaufte Snacks umgehen, dass wir die überteuerten Flugzeugsnacks oder Getränke kaufen müssen. Aber für den Notfall ist es gut zu wissen, dass es immer etwas im Flugzeug gibt.
  • Ausreichend trinken: Flugzeugluft kann sehr trocken sein, was zu Dehydrierung führen kann – und das wirkt sich auf den Blutzuckerspiegel aus. Trinkt viel Wasser, um dem vorzubeugen.

5. Nach dem Flug

Das Erste was bei Ankunft nach einem langen oder kurzen Transport von Insulin gemacht werden sollte ist:

Insulinzubehör im Kühlschrank
  • Kühlstellen: Stellt das Insulin direkt nach Ankunft in eurer Unterkunft in einen Kühlschrank. Dafür bucht am besten vorab eine Unterkunft mit einem eigenen Kühlschrank. Für kürzere Flugreisen oder Transporte im Inland reicht es aus, wenn der Kühlschrank in einer Gemeinschaftsküche oder in einem Homestay bei der Familie nebenan ist.
  • Temperatur im Blick haben: Mit speziellen Temperatursensoren prüft ihr immer bei einem neuen fremden Kühlschrank die Temperatur. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn das Insulin wegen eines zu kalten Kühlschrankes nach einer anstrengenden Reise gefriert und dadurch kaputtgeht. Stellt euch dafür einen Wecker und schaut auch am besten am nächsten Morgen nach dem Schlafen nach.
  • Kühlakkus einfrieren: Es lohnt sich immer direkt bei Ankunft in einer Unterkunft alle Kühlakkus direkt einzufrieren, da wir in Südostasien oftmals Stromausfälle hatten und das nicht nur auf Inseln. Meist weiß keiner wie lange diese sind und wenn ihr eingefrorene Kühlakkus habt, seid ihr immer vorbereitet. Für Notfälle sucht nach einer Apotheke oder Krankenhaus, da diese immer einen Notfallgenerator.

6. Umgang mit Zeitverschiebung

Eine der größten Herausforderungen bei Langstreckenflügen mit Diabetes ist die Zeitumstellung. Unterschiedliche Zeitzonen beeinflussen euren Insulinbedarf und eure Mahlzeiten.

Diabetesinjektion
  • Insulin anpassen: Sprecht vorab mit eurem Arzt darüber, wie ihr eure Insulintherapie bei der Zeitumstellung handhaben könnt. Oft ist es ratsam, sich langsam an die neue Zeitzone anzupassen, indem ihr die Insulingaben über mehrere Tage anpasst.
  • Pausen einlegen: Nach einem langen Flug ist es wichtig, dem Körper Zeit zu geben, sich an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Nutzt die ersten Tage, um euren Blutzucker genau zu beobachten und Insulindosen gegebenenfalls anzupassen. Plant nicht direkt abenteuerlustige und anstrengende Touren.

Fazit

Mit der richtigen Vorbereitung ist das Reisen mit Insulin und Diabetes kein Hindernis. Achtet darauf, Insulin stets im Handgepäck zu transportieren, eine ärztliche Bescheinigung mitzuführen und euch gut auf Zeitverschiebungen und lange Flüge vorzubereiten. So könnt ihr eure Reise sorgenfrei genießen und die Welt erkunden, auch mit Typ-1-Diabetes!

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