
Das Thema Transport von Insulin hat uns schon Monate vor Beginn unserer Reise beschäftigt. Wenn wir zwischendurch für 2–3 Wochen im Urlaub waren, war dies nie ein großes Thema, denn wir kauften uns den Disoncare. Dieser reichte für die bisherige Menge an Insulin völlig aus und auch von der Anzahl an Stunden, die wir unterwegs waren, bis wir wieder einen Kühlschrank hatten. Nun jedoch war unser Ziel, so viel Insulin wie möglich mitzunehmen und einen guten Transport und eine effiziente Kühlung zu gewährleisten.
Wir stellten uns daher die Frage:
Wie bekommen wir möglichst viel Insulin mit und wie kühlen wir es am besten?
Die Antwort:
Keine Ahnung, aber wir finden es heraus!
Der Weg bis zur Lösung

Bis wir bei dem Punkt angekommen waren, wo wir jetzt sind, war es ein langer Weg, mit vielen verschiedenen Versuchen und Käufen sowie mehreren Fehlkäufen. Durch die gesammelte Erfahrung vor und jetzt nach 5 Monaten auf Weltreise haben wir hier unsere Erfahrungswerte zusammengepackt.
Die Teste bestanden darin, verschiedene Thermoskannen von den unterschiedlichsten Anbietern, sowie Kühlmittel, Temperatursensoren und Kühltaschen auszuprobieren. Dabei war es für uns auch sehr wichtig herauszufinden, welche Kombination am längsten die Temperatur kühl halten würde. Wir kauften zusätzlich noch Kühlakkus, welche nicht mehr als 100 ml haben durften, da sie sonst Schwierigkeiten beim Flughafen Security Check bekommen könnten. Für die Testphase erstellte Joshua Excel-Tabellen und sammelte dort die Werte, damit wir die Verläufe in Grafiken sehen konnten und uns dann final für die beste Option entscheiden können.
Disoncare

In den Disoncare* passen 3 Pens oder viele Ampullen hinein. Man benötigt ein Gefrierfach, in das das Spezial-Kühlmittel mindestens 8 h vorher hineingelegt wird. Bevor man das Insulin mit dem Kühlmittel in die Thermoskanne gibt, sollte das Kühlmittel vorher 10 Minuten draußen gelagert werden, da es sonst zu kalt wird und das Insulin gegebenenfalls gefriert. Auf der Thermoskanne ist ein QR-Code, bei dem wir unsere Daten hinterlegen könnten, für den Fall von Verlust oder Diebstahl kann es zu uns zurückverfolgt werden.
Einziges Manko
Die Flasche hat kein Temperatursensor und so muss man der Technik vertrauen und weiß nicht, ob es zu warm oder kalt ist.
Dies hat Disoncare mittlerweile verbessert, allerdings nur für kleine Flaschen und nicht die große Thermoskanne. Jedoch ist das neue Modell* sehr zu empfehlen für den Transport von weniger Patronen oder Pens, denn durch den integrierten Temperatursensor und die kompakte Größe ist sie der perfekte Alltagsbegleiter.
Einfache Lösung
Wir kauften uns über Amazon folgende Temperatursensoren*, welche über Bluetooth permanent die aktuellen Daten übertragen. Diese können auch nachträglich eingesehen werden, sogar in Diagrammen. Somit haben wir die Temperatur immer im Blick und können auch sehen, ob es leider mal zu warm oder zu kalt geworden ist.
Thermoskanne von Stanley

Allerdings reicht uns die große Thermoskanne von Disoncare nicht aus, daher suchten wir nach einer größeren und fanden die Marke Stanley. Sehr vielversprechend, aber dennoch nicht optimal, denn die Thermoskanne hat alles, was wir wollen, jedoch passt das Spezial-Kühlmittel von Disoncare nicht in die Öffnung der Stanley’s. Als wir schon aufgeben wollten, fanden wir die noch neuere Thermoskanne von Stanley für Essen* und bestellten diese. Hier passt das Kühlmittel zwar durch die Öffnung, allerdings ist die Flasche minimal zu klein, weshalb es auch nicht optimal ist. Jedoch geht der Deckel nach einigen Versuchen zu und es passten 16 Ampullen Insulin hinein.
Das perfekte Kühlmittel

Da wir diese Art Spezial-Kühlmittel nirgendwo anders finden konnten, schrieb Joshua verschiedene Hersteller an und fragte nach einer Sonderanfertigung. Nach wochenlangem Hin und Her sagte tatsächlich eine Firma zu und fertigte 4 Proben an. Zwei hielten die Temperatur auf 3 °C und 2 auf 5 °C. Diese befanden sich in einem Alubeutel und nach nur 3 Versuchen gab das Material beim ersten Beutel leider nach und die Flüssigkeit trat aus. Somit schweißten wir kurzerhand eine Nacht vor Abflug noch die restlichen Beutel ein und mit Gummibändern formten wir die Form, damit der Beutel auch in den Stanley passt.
Kühlschrank für Insulin


Zusätzlich testen wir zwischenzeitlich auch einen portablen Kühlschrank mit Akku von CGOLDENWALL. Traurigerweise, gab dieser jedoch nach dem 2. Mal benutzen den Geist auf und außerdem passten nur sehr wenige Ampullen hinein. Somit war die portable Kühlschrankoption enttäuschenderweise schneller vom Tisch, als uns lieb war. Denn sie wäre sehr einfach gewesen.
Kühltasche

Wir probierten bei unseren Tests verschiedene Größen und Materialien von Kühltaschen aus und haben uns für eine einfache Standardkühltasche* entschieden. In diese passen alle 4 Thermoskannen einwandfrei hinein und für längere Transporte zusätzlich noch eine 1l Flasche und 2–3 0,5l Flaschen Wasser hinein, welche wir vorher eingefroren haben.
Während unserer Reise haben wir mit der Kühltasche als Sondergepäck nie Probleme gehabt. Im Gegenteil, sie wurde oft gar nicht beachtet. Weder wurde gefragt, warum wir drei Taschen haben, noch wurde sie gewogen oder komplett ausgepackt. Dafür habe ich aber immer zusätzlich das ärztliche Attest mit der Bescheinigung dabei, um im Fall einer Befragung alles griffbereit zu haben. Wir passen während dem Reisen auch immer auf, wo wir die Tasche abstellen. Der Boden ist oft mal zu heiß. Daher steht sie entweder auf einer Bank, einem Stuhl, im Schatten oder wir halten sie.
Unsere Ergebnisse
Nach verschiedenen Tests und Vergleichen in Exceltabellen und wochenlangem Experimentieren, welche Kühlmittel, Kühltasche und welche Thermoskanne am besten funktionierte, haben wir uns für die finale Version entschieden, diese besteht aus:
2x Stanley Thermoskannen mit jeweils einem eingeschweißten Alubeutel, welchen wir immer vor einem Transport einfrieren.
Zusätzlich haben wir zwei Disoncare mit ihrem Kühlmittel und einem 100 ml Kühlakku, die wir immer zusätzlich einfrieren, für den Transport aber auch wenn der Strom ausfallen sollte, was oft genug passiert ist.
Diese 4 Thermoskannen inklusive ihrer Kühlmittel sind dann anschließend in einer Kühltasche untergebracht.
Tipps zum Transport

Flug
Bei unserem ersten langen Flug von Deutschland nach Manila mit Zwischenstopp in Qatar waren wir insgesamt fast 18 Stunden bis zur Unterkunft unterwegs und liefen fast der Gefahr, dass das Insulin direkt am ersten Reisetag zu heiß wird. Daher fragten wir bei unserem Zwischenstopp am Flughafen in Qatar in kleinen Läden nach Eiswürfeln, welche wir in die Kühltasche stecken konnten. Da diese schnell schmelzten, war das nicht die optimale Lösung und Joshua kam auf die Idee bei der Flughafenapotheke nachzufragen, ob sie das Insulin in deren Kühlschrank stellen würden für die Dauer bis zu unserem Boarding. Und tatsächlich waren sie super freundlich und wollten als Bestätigung nur unseren Boardingpass sehen und wir konnten das Insulin für einige Zeit dort lassen. Im Anschlussflug fragten wir das Personal im Flugzeug und auch diese stellten das Insulin sofort in den Flugzeugkühlschrank, sodass wir uns für die nächsten circa 6 Stunden auch keine Gedanken machen mussten. Beim Fliegen haben wir die Kühltasche unter dem Sitz, damit wir, falls sie droht zu kalt zu werden, auch während dem Start oder der Landung drankommen.
Zug, Bus, Fähre
Bei längerem Zug oder Bus Fahrten, manchmal 8–13 Stunden in Vietnam, haben wir die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist die Kühltasche in einen oder zwei Müllsack/en zu stellen und vorher unten Eis hineinlegt. In Vietnam und auch in den Philippinen gab es bei vielen Läden Eis zu kaufen. Lohnt sich vor allem, wenn das Gefrierfach die Nacht davor nicht richtig gekühlt hat.
Fazit

Wir haben aktuell für uns die optimale Variante entwickelt und passen die anderen Varianten immer mit den gegebenen Umständen an. Vor langen Strecken versuchen wir immer eine Unterkunft mit Gefrierfach zu bekommen, um alle Kühlakkus und gegebenenfalls noch mehrere Trinkflaschen einzufrieren.
Dabei achten wir immer auf die Temperatur in den Thermoskannen, da durch die gefrorenen Materialien immer die Gefahr besteht, dass das Insulin gefrieren kann. Damit dies nicht passiert, nutzen wir die Temperatursensoren, welche über Bluetooth die aktuellen und vergangenen Werte an unser Handy übertragen. Wichtig dabei ist es unbedingt am Anfang die Temperatur zu überwachen, da es Gefahr läuft schnell zu kalt zu werden. Wenn es dann einmal die gewünschte Temperatur hat, hält es diese konstant über mehrere Stunden. Dabei reicht es oftmals, die Thermoskanne kurz zu öffnen. Oder die gefrorenen Flaschen in einem kleinen Handtuch oder einer dicken Serviette einzuwickeln, um somit den direkten Kontakt mit der Stanley Thermoskanne zu vermeiden.
Wir sind sehr froh, mit unserem selbst entwickelten System schon seit 5 Monaten auf Weltreise zu sein und haben uns dadurch unseren Traum erfüllen können. Denn durch diese kleinen Gadgets, welche so wichtig für uns sind, können wir, trotz Diabetes Typ 1, die Welt bereisen und lassen uns nicht durch die Krankheit davon abhalten.
Bitte bedenkt, wir sind keine Ärzte und haben keinerlei medizinische Ausbildung. Unsere Berichte und Texte beruhen auf unseren Erfahrungen seit über 6 Jahren und sind individuell auf Rebecca abgestimmt.