Tauchen und Diabetes

Wer denkt, mit Typ 1 Diabetes zu tauchen ist unmöglich, hat falsch gedacht.
Denn mit einer guten Vorbereitung und Überwachung zwischen den Tauchgängen hat man genauso viel Spaß wie jeder andere auch.
Meinen Tauchschein habe ich als Kind gemacht und war somit zertifizierter Junior Open Water Diver. Damals hatte ich noch keinen Diabetes. Nun waren es circa 12 Jahre später und ich hatte keine Ahnung, was ich alles beachten muss.
Da ich zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 6 Jahre Diabetes hatte und einiges an Erfahrung sammeln konnte, haben wir so gehandelt, wie wir es für richtig befunden haben. Am Tag vor unserem Tauchabenteuer kauften wir Saft und diverse Snacks, die wir alle mit aufs Boot nahmen. Mein Insulin-Pen kam mit dem Frio dazu, sowie mein Blutzucker-Messgerät mit Zubehör (Lanzetten und Teststreifen), viel Dextro und zusätzlich trug ich noch den Freestyle Libre 3.
Das Fun Diver Paket inkludiert 3 Tauchgänge an 3 verschiedenen Spots mit jeweils einer Pause dazwischen. Unser Tauch-Guide Thomas war zufälligerweise Deutsch und so war die Kommunikation einwandfrei. Denn das wichtigste ist Offenheit. Egal ob ich allein bin oder mit Joshua, ich gehe sehr offen mit dem Thema um. Ich möchte andere über die Krankheit informieren und außerdem mich und mein Gegenüber absichern. Daher sagten wir Thomas Bescheid und auch dass wir Vorsorge getroffen haben, wir ihn jedoch darüber informieren wollten.
Vor dem ersten Tauchgang schauten wir auf die Daten vom Sensor, welche bei 90 mg/dl lagen und entschieden ihn vor allem für das erste Mal deutlich höher haben zu wollen. Somit trank ich die halbe Flasche Saft und fühlte mich dadurch sicherer.
Da Unterwasser Zeichensprache gilt, entschieden wir zusätzlich eine Geste einzuführen, wenn ich mich aufgrund des Zuckers unwohl oder unsicher fühle. Zum Beispiel eine beginnende Unterzuckerung spüre oder ähnliches.

Während des Tauchganges fühlte ich mich sehr sicher, denn ich wusste, dass ich genug Saft getrunken habe und Joshua und Thomas informiert sind.
Das Erste, was ich nach dem Auftauchen und Absetzen der Tauchflasche machte, war nach den Blutzuckerwerten zu schauen. Wie erwartet, gab es eine Störung vom Sensor. Mit nichts anderem haben wir gerechnet, nachdem wir 16 Meter in der Tiefe für ungefähr 40 Minuten getaucht sind. Aber kein Problem, denn wir hatten ja Plan B vorbereitet und dabei. Somit habe ich blutig gemessen und er war weiterhin unter 90. Nicht schlimm, denn bis zum nächsten Tauchgang war noch Zeit. Also trank ich den restlichen Saft leer und nahm zusätzlich noch zwei Dextro. Dann war es auch schon so weit und wir waren an unserem 2. Stopp angekommen.
Gleiches Spiel hier nach dem Tauchen ging es gleich ans Messen. Weiterhin alles gut und an Board gab es Mittagessen. Dafür entschieden wir erstmal nichts zu spritzen, da bei mir oft nach dem Sport die Werte erst kurz ansteigen und dann fallen. Nach dem Essen waren die Werte bei etwas über 140 und somit perfekt für den anstehenden letzten Tauchgang.
Danach ging es wieder ans Messen und es war alles in Ordnung. Überglücklich, dass wir uns so gut vorbereitet hatten und alles funktioniert hat, endete der Ausflug auch schon. Abends waren wir sogar äußerst überrascht, dass der Sensor nach 3 Tauchgängen, mit dem tiefsten Wert von 23 Metern und den längsten Tauchgang von circa 50 Minuten auf einmal wieder funktionierte und sogar richtige Werte anzeigte. Somit war es ein leichtes die Blutzuckerwerte weiterhin zu beobachten, falls diese unerwartet steigen oder fallen sollten.
Wichtig:
- Vorbereitung ist das A und O
- Genug Snacks, Dextro und Trinken mitnehmen
- Da es immer unsicher ist, was alles am Board vorhanden ist, verlasse ich mich nie darauf, sondern auf unsere Vorbereitung. Ich habe lieber zu viel als zu wenig dabei.
- Kommunikation
- Informiere deine Mitmenschen, damit diese vorbereitet sind und wissen, wie sie im Notfall handeln und dich retten können. Es gibt nichts Schlimmeres als Unwissenheit. Außerdem wissen viele den Unterschied zwischen den Diabetestypen nicht und es ist daher oftmals eine Art der Aufklärung.
- Genaues Beobachten der Blutzuckerwerte
- In ungewohnten Situationen können die eigenen Blutzuckerwerte schnell und stark schwanken. Habe daher deine Werte immer im Blick und miss lieber einmal mehr als zu wenig.
- Reiseübelkeit
- Sollte es dir beim Bootsfahren schlecht werden, nimm unbedingt eine halbe Stunde vorher eine Tablette gegen Übelkeit. Denn wenn du dich an Board vor dem Tauchen übergeben musst, verlierst du gegebenenfalls die extra BEs und deine Blutzuckerwerte können schneller sinken als gedacht.
- Spaß haben
- Vergiss unter all den Extras, die du durch deinen Diabetes zusätzlich machen musst, nicht auch mal durchzuatmen und den Moment zu genießen
- Ergänzung
- Wenn du deinen Tauchschein machen möchtest, egal ob du Anfänger bist oder schon einen Tauchschein hast, dich aber in bestimmten Bereichen weiter qualifizieren lassen möchtest, ist es notwendig vorher einen Besuch beim Arzt einzuplanen. Denn bei PADI gibt es verschiedene Dokumente, die vorher auszufüllen sind und wenn bei Krankheitsbild ein Ja angekreuzt wird, muss der Arzt ein paar Tests durchführen, um deine Tauch-Tauglichkeit bestätigen zu können.
- Dies hört sich erstmal umständlich und zeitraubend an, allerdings ist es das wert, denn die Überprüfung ist nicht da, um dich grundlos einzuschränken oder zu ärgern, sondern dient zur reinen Vorsichtsmaßnahme und insbesondere zu deinem eigenen Schutz.

Advanced Open Water Diver Zertifizierung
Da ich in Bali meinen Advanced Open Water Tauchschein machen wollte und zum Arzt musste, war ich erst skeptisch, allerdings fragten wir bei einigen Praxen per E-Mail nach und bekamen prompt Antworten. So saß ich nur ein paar Tage später ohne Termin in Indonesien auf der Insel Nusa Lembongan im Krankenhaus und hatte keinen Termin. Dies war nicht schlimm, denn ich sollte einfach einen Zettel über mich und die Kosten ausfüllen, bekam die Dokumente von PADI ausgehändigt und dann saß ich keine 15 Minuten später im Behandlungsraum und eine äußerst nette Ärztin begann mit der Überprüfung. Sie stellte mir ein paar Fragen in Bezug auf meine Medikamente und untersuchte mit einer Kamera meine Ohren, hörte anschließend meine Lunge ab und tastete an meinem Bauch.
Danach gab sie mir die positive Bestätigung und sagte, dass meinem Tauchkurs nichts im Wege steht, allerdings gibt es einige Regeln und Einschränkungen, an die wir uns sinnvollerweise halten sollen. Darunter gehört beispielsweise die vorherige Überprüfung meines Blutzuckerspiegels, keine Tauchgänge länger als 60 Minuten, nicht tiefer als 30 Meter und kein Höhlentauchen. Damit wir das und noch ein paar weitere Regeln nicht vergessen, gab sie uns einen Zettel und füllte die PADI Dokumentation aus. Schon waren wir wieder am Empfang und zahlten per Kreditkarte die gerade mal 30 € und waren überglücklich unseren Kurs in den Tagen darauf zu beginnen. Ein weiterer Beitrag von PADI über Tauchen mit Diabetes ist ebenfalls interessant.
Wichtig:
Bitte bedenkt, wir sind keine Ärzte und haben keinerlei medizinische Ausbildung. Unsere Berichte und Texte beruhen auf unseren Erfahrungen seit über 6 Jahren und sind individuell auf Rebecca abgestimmt und dienen nicht der individuellen oder generellen Beratung.