
Reisen mit Diabetes Typ 1
Seit März 2024 sind wir als Paar aus Deutschland auf Weltreise und erleben dabei die unterschiedlichsten Abenteuer. Doch mit Diabetes Typ 1 gibt es neben den faszinierenden Erlebnissen auch einige Herausforderungen, die wir meistern müssen. Hier sind unsere Erfahrungen und Tipps, wie wir mit den Hindernissen umgehen.
Ernährung
Das Essen in verschiedenen Ländern ist oft eine Überraschung. In Vietnam wurden wir von süßen, aber köstlichen Pho-Suppen überrascht, während in Malaysia die reichhaltigen Currys und unser Lieblingsgericht Nasi-Lemak, bestehend aus Reis, eine Herausforderung darstellten.
Unsere Tipps:
- Recherche im Voraus: Bevor wir ein neues Land bereisen, informieren wir uns über die lokalen Gerichte und deren Nährwerte. Lebensmittel im Supermarkt unter die Lupe nehmen. So hat die Tomatensoße in den Philippinen viel mehr Zucker als die uns bekannte aus Deutschland.
- Snacks dabei haben: Wir tragen immer Notfall-Snacks wie Nüsse, Traubenzucker, Saft oder Müsliriegel bei uns.
- Selbst kochen: Wo es möglich ist, buchen wir Unterkünfte mit Kochgelegenheit. So können wir Mahlzeiten selbst zubereiten und besser kontrollieren, was wir essen. Außerdem schont es den Geldbeutel und macht auch Spaß.
Temperatur und Klima
Die Temperaturen in Südostasien sind eine echte Herausforderung für uns und unser Insulin. Die hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze in Ländern wie Malaysia und Indonesien machen es nicht einfach.
Unsere Tipps:
- Insulin kühl halten: Wir nutzen spezielle Kühltaschen, um unser Insulin auch bei hohen Temperaturen zu schützen. Schau dir gerne unsere Seite zum Thema Transport von Insulin an.
- Regelmäßig Blutzucker messen: Besonders bei extremem Wetter überprüfen wir häufiger unseren Blutzuckerspiegel. Entweder mit dem Freestyle Libre 3 Sensor oder blutig mit dem One Touch Messgerät.
- Anpassung der Aktivitäten: Bei großer Hitze vermeiden wir intensive körperliche Aktivitäten und suchen lieber schattige Plätze auf.
Bewegung
Unsere Reisen sind voller Abenteuer, sei es Wandern im Regenwald von Malaysia oder Tauchen in den Gewässern von Bali. Diese Aktivitäten beeinflussen unseren Blutzuckerspiegel erheblich.
Unsere Tipps:
- Blutzucker messen: Vor und nach jeder Aktivität messen wir unseren Blutzucker, um Unterzuckerungen aber auch Überzuckerungen vorzubeugen.
- Snacks mit hohem Kohlenhydratgehalt: Wir tragen immer Snacks wie Bananen, zuckerhaltige Getränke oder Energieriegel bei uns.
- Insulindosis anpassen: Je nach Aktivitätslevel passen wir unsere Insulindosis an. Das variiert zwischen dem Basal und Bolus Insulin. Wenn am nächsten Tag die Besteigung eines Vulkans ansteht, spritzen wir am Abend vorher weniger Basalinsulin.
Zeitumstellung
Die Zeitumstellung kann eine echte Herausforderung sein. Als wir von Deutschland nach Asien reisten, mussten wir unsere Insulinzeiten komplett anpassen.
Unsere Tipps:
- Schrittweise Anpassung: Wir passen unseren Insulinplan schrittweise an die neue Zeitzone an. Für jede Stunde Zeitverschiebung spritzen wir jeden Tag eine Stunde früher oder später. Beispiel: 6 Stunden Zeitverschiebung später in den Philippinen → 6 Tage vorher anfangen jeden Tag eine Stunde später zu spritzen.
- Jetlag-Management: Genügend Schlaf und eine langsame Anpassung der Essenszeiten helfen uns, den Jetlag zu überwinden.
- Rücksprache mit dem Arzt: Vor längeren Reisen erstellen wir uns einen Spritzplan und stellen uns einen Wecker, um an die richtige Uhrzeit erinnert zu werden.
Selbstmanagement
In einigen Ländern ist die medizinische Versorgung nicht auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland. Deshalb ist es wichtig, immer genügend Insulin und Zubehör dabei zu haben.
Unsere Tipps:
- Vorrat mitnehmen: Wir nehmen immer ausreichend Insulin und Teststreifen für die gesamte Reise mit. Plane immer einen Puffer mit ein, das heißt, wenn du 2 Packungen Teststreifen geplant hast, nimm sicherheitshalber eine 3. mit, denn wir hatten leider auch schon zahlreiche Blindgänger.
- Medizinische Versorgung prüfen: Nach Ankunft informieren wir uns direkt in Apotheken über die medizinische Versorgung im Reiseland und über Diabeteszubehör.
- Ärztliche Bescheinigung: Eine Bescheinigung und ein Rezept für Insulin helfen uns, mögliche Probleme bei der Einreise zu vermeiden.
Nutzung von Sensoren und Injektionen
Während unserer Reise nutzen wir kontinuierliche Glukosemonitore (CGM) und Insulinpens. Oft sehen wir uns neugierigen Blicken ausgesetzt, wenn wir unsere Geräte benutzen. Viele Menschen wissen immer noch nicht, was Typ 1 Diabetes wirklich bedeutet, und denken, dass es eine reine „Zuckerkrankheit“ ist, die entweder vererbt wird oder durch zu viel Zuckerkonsum entsteht. Es wird auch häufig selbst bei Apothekern nicht an verschiedene Diabetes Typen gedacht und als Erstes wollen sie uns Pillen oder andere Medikamente für Typ 2 Diabetiker verkaufen.
Unsere Tipps:
- Aufklärung: Wir nutzen solche Momente, um über Diabetes aufzuklären. Wir erklären, dass es nicht nur um Zucker geht, sondern um Kohlenhydrate, die in vielen Lebensmitteln enthalten sind, nicht nur in Süßigkeiten.
- Demonstration: Wenn Menschen interessiert sind, zeigen wir ihnen, wie wir unsere Blutzuckerwerte messen und Insulin spritzen.
- Gespräche: Wir sprechen über die Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes und klären auf, dass wir als Typ-1-Diabetiker keinen Zucker komplett vermeiden müssen, sondern unsere Kohlenhydrataufnahme im Auge behalten und entsprechend Insulin injizieren müssen.
Insulin transportieren
Das Insulin sicher zu transportieren, ist eine der größten Herausforderungen auf Reisen. Hierfür haben wir einen ausführlicheren Beitrag zum Transport von Insulin verfasst.
Unsere Tipps:
- Kühlung: Die Verwendung von spezielle Kühltaschen, die auch bei hohen Temperaturen funktionieren, um Insulin kühl zu halten. Disoncare und Frio. Plane vor und unmittelbar nach dem Transport (Flug/Busfahrt/Zugfahrt/Fährfahrt) eine ausreichende Kühlung in Form eines Kühlschrankes und Gefrierschrankes ein.
- Vorrat planen: Nimm immer mehr Insulin mit, als du denkst, um auf unerwartete Situationen vorbereitet zu sein.
- Aufbewahrung: Lager Insulin immer an einem kühlen, dunklen Ort. Vermeide direkte Sonneneinstrahlung und extreme Temperaturen.
- Medizinische Bescheinigung: Führe eine ärztliche Bescheinigung und ein Rezept mit, um Probleme bei der Einreise in andere Länder zu vermeiden.
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Schlussgedanken
Reisen mit Diabetes hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und sich auf das Unvorhersehbare einzustellen. Die richtige Planung und Vorbereitung sind entscheidend, um Insulin sicher zu transportieren. Kühltaschen und ein ausreichender Vorrat sind unverzichtbar. Trotz der Herausforderungen ist das Reisen mit Diabetes Typ 1 machbar und lohnt sich. Es erfordert etwas mehr Vorbereitung und Achtsamkeit, aber die unvergesslichen Erlebnisse und Abenteuer machen es absolut wert.
Mit der richtigen Vorbereitung können auch wir Diabetiker die Welt entdecken und jede Menge unvergessliche Erinnerungen sammeln. Wir hoffen, dass unsere Erfahrungen und Tipps anderen Diabetikern helfen, ihre eigenen Reisen zu planen und zu genießen.
Reisen mit Diabetes ist möglich und das möchten wir jedem zeigen und Mut machen!
Wichtig:
Bitte bedenkt, wir sind keine Ärzte und haben keinerlei medizinische Ausbildung. Unsere Berichte und Texte beruhen auf unseren Erfahrungen seit über 6 Jahren und sind individuell auf Rebecca abgestimmt und dienen nicht der individuellen oder generellen Beratung.