Schon vor meiner Diagnose wollte ich die Welt bereisen und dabei so viel sehen wie nur möglich. Als die Diagnose Typ 1 Diabetes dann kam, dachte ich, mein großer Traum wäre nun vorbei und ich könnte zwar weiter in den Urlaub, allerdings nicht so als Backpacker reisen wie gewünscht. Einfach mit dem Rucksack drauflos wie andere es machen und von Tag zu Tag entscheiden, wo die nächste Unterkunft sein wird, können wir zwar nicht, allerdings sind wir trotzdem sehr flexibel fast 7 Monate lang durch Süd-Ost-Asien gereist.
Da wir nicht wirklich vorplanen konnten, weil es kaum Beiträge zu Reisen mit Diabetes gibt, freuen wir uns umso mehr, alles auf unserer Webseite mit euch zu teilen. Und vielleicht macht es auch dir beim Lesen Mut, dass Reisen mit Diabetes nicht unmöglich ist.
Südostasien mit Diabetes Typ 1 zu bereisen, klingt zunächst nach einer großen Herausforderung, aber mit der richtigen Vorbereitung und ein wenig Flexibilität kann man diese wunderschöne Region problemlos entdecken. Als jemand, der selbst seit Jahren mit Diabetes Typ 1 lebt, habe ich festgestellt, dass es zwar einige Hürden gibt, aber nichts, was nicht zu meistern wäre.
Die medizinische Versorgung
Einer der ersten Punkte, über die man sich Gedanken machen sollte, ist die medizinische Versorgung und der Zugang zu Insulin. Welches Insulin und welche Marken gibt es? Was sind die führenden Apotheken? Worauf belaufen sich die Kosten?
Oftmals ist Diabetes für die meisten Menschen sogar auch noch bei den Apothekern selbst nur auf die Typ 2er ausgelegt. Das hat zur Folge, dass uns viele erst einmal Tabletten verkaufen wollten. Als sie dann verstanden haben, dass ich Insulin benötige, gab es häufig folgende Standard-Insuline:
- NovoRapid von Novo Nordisk
- NovoMix von Novo Nordisk
- Humalog von Lilly
- Lantus Solo Star von Sanofi
- Mixtard von Novo Nordisk
- Levemir von Novo Nordisk
In größeren Städten wie Bangkok, Kuala Lumpur oder Singapur sind Apotheken gut ausgestattet, und es ist relativ einfach, Insulin zu bekommen. Manchmal gibt es Unterschiede zu den in Deutschland verfügbaren Insulinsorten, daher ist es wichtig, sich im Vorfeld bei seinem Diabetologen zu informieren, welche Insuline in den jeweiligen Ländern verfügbar sind, beziehungsweise welche Insuline er empfiehlt. Dafür habe ich mir von meinem Diabetologen eine Liste mit alternativen Insulinen und deren Wirkungsweise geben lassen und diese auch digital abgespeichert.
Besonders hilfreich war für mich, vor der Reise immer genügend Insulin mitzunehmen und eine gute Reisekrankenversicherung zu haben, die auch chronische Krankheiten abdeckt. Die Kosten für medizinische Versorgung können stark variieren, und es ist beruhigend zu wissen, dass im Notfall alles abgesichert ist. Ich habe leider keine Krankenversicherung finden können, die Insulin und jegliches Diabeteszubehör wie Teststreifen, Kanülen und mehr abdeckt, allerdings eine, welche Notfälle und Krankenhausbesuche für chronisch Kranke mit versichert.
Dabei handelt es sich um die Young Travellers von der HanseMerkur*. Dazu haben wir einen Beitrag verfasst, wo alle Informationen über die Versicherung und unsere bisherige Erfahrung zusammengefasst ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Verfügbarkeit von Sensoren wie dem Freestyle Libre. Diese sind in Südostasien kaum erhältlich, wenn wir mal über einen Sensor stolperten, war dieser zwar von der Marke Abbott, allerdings ein sehr altes System, für das ich mein Handy nicht nehmen kann und ein Messgerät kaufen müsste. Gefunden haben wir den Freestyle Libre nur in Ho Chi Minh, Kuala Lumpur und Singapur. Auch wenn ich nicht genügend Sensoren aus Deutschland mitnehmen konnte, achteten wir darauf, immer genug Teststreifen dabei, zu haben, um auf Nummer sicher zu gehen.
Blutzuckermessgeräte gab es immer überall. Zwar in den verschiedensten Marken allerdings auch oft von Accu Check oder One Touch. Bis auf Singapur war es in jedem anderen Land möglich, Insulin und Zubehör einfach über den Tresen zu kaufen. Nur in Singapur hätten wir ein Attest vom Arzt benötigt. Um ein Rezept zu bekommen, hätten wir einen Arzt konsultieren müssen, welcher das Rezept ausstellt.
Es gibt in so gut wie jedem Land in Südostasien eine größere Apothekenkette, welche Insuline führt und bestellen kann. Die Preise sind meist um die 20 bis 30 € für einen Pen. Auf der Webseite, falls verfügbar, können die aktuellen Preise eingesehen werden.
Länder und Apothekenketten:
- Philippinen – Watsons
- Vietnam – PharmaCity
- Bali – Kimia farma
- Singapur – Guardian
- Malaysia – Guardian
- Thailand – Viele Optionen
Temperaturen, Klima und Lagerung von Insulin
Eine der größten Herausforderungen war für uns das heiße und feuchte Klima in Südostasien. Insulin muss kühl gelagert werden, und bei 30 bis 35 Grad Celsius ist das nicht immer einfach. Kühltaschen wie die von Frio und die Thermoskannen und Kühlakkus von Disoncare waren da mein Retter in der Not. Sie funktionieren ohne Strom und halten das Insulin auf einer konstanten, kühlen Temperatur. Trotzdem haben wir immer Unterkünfte mit Kühlschrank gebucht – das gibt ein zusätzliches Sicherheitsgefühl, vor allem bei längeren Aufenthalten.
Bei vielen Unterkünften, für uns als low Budget Reisende, gab es laut der Beschreibung keine Kühlschränke in der Unterkunft oder auf dem Zimmer. Allerdings haben wir irgendwann angefangen, bei der Reservierung einer Unterkunft über Booking.com nach einem Kühlschrank zu fragen. Wir erwähnten wie viel Material wir dabei haben zum Einfrieren und für den Kühlschrank und dass der Kühlschrank auch in der Nähe sein könnte und nicht unmittelbar im Zimmer stehen muss.
So waren die Besitzer oder Verwalter der Unterkünfte sehr freundlich und haben das Insulin und Zubehör einfach in ihren privaten Kühlschrank genommen. Durch die Temperatursensoren und Kontrollieren hatten wir dadurch nie Probleme oder Schwierigkeiten.
Beispiel Anfrage für Booking.com
Hallo,
wir haben gerade ein Zimmer in Ihrer Unterkunft gebucht und wollten fragen, ob Sie einen Kühlschrank und ein Gefrierfach haben, in dem wir einige Medikamente aufbewahren können. Für den Kühlschrank wären es 2 x 1,5 L Thermoflaschen und ein paar Kühlakkus für das Gefrierfach. Der Kühlschrank muss nicht in unserem Zimmer stehen. Es reicht, wenn er in der Nähe steht.
Herzlichen Dank!
Ernährung

Was die Ernährung betrifft, ist die südostasiatische Küche unglaublich lecker, aber oft auch reich an Kohlenhydraten, insbesondere durch Reis und Nudeln. Zu Beginn meiner Reise hatte ich etwas Schwierigkeiten, die richtigen Insulindosen anzupassen, da ich viele neue Lebensmittel ausprobiert habe, deren Kohlenhydratgehalt ich nicht kannte. Mit der Zeit habe ich jedoch gelernt, wie ich meinen Blutzuckerspiegel besser im Griff habe, auch wenn ich Gerichte wie Pad Thai oder Nasi Goreng esse. Wenn wir selbst gekocht haben, lernten wir schnell auf fertige Soßenpackungen aus den Philippinen zu verzichten, da sie unglaublich viel Zucker enthalten. Getränke in Thailand werden auch immer gesüßt, daher bestellten wir immer Getränke, ohne Zucker um auf Nummer sicher zu gehen.
Fazit
Alles in allem war unsere Reise durch Südostasien mit Diabetes Typ 1 eine unvergessliche Erfahrung. Ja, es erfordert etwas mehr Planung und Organisation, aber es lohnt sich absolut. Die wunderschönen Strände, die faszinierende Kultur und die herzlichen Menschen machen die kleinen Hürden, die man mit Diabetes hat, mehr als wett.
Wichtig ist, dass man gut vorbereitet ist, flexibel bleibt und sich nicht von kleinen Rückschlägen aus der Ruhe bringen lässt. Wenn man das im Hinterkopf behält, steht einer großartigen Reise nichts im Weg!
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